Das Problem

tl_files/ffa/images/artikel/Fotos von Inhaltsseiten/banjul faehre hoch.jpg

Stell Dir vor, eine Woche in Deinem Leben auf alle Transportmittel zu verzichten. Jeder Weg wäre zu Fuß zurückzulegen. Und nicht nur Du musst sprichwörtlich die Beine in die Hand nehmen, sondern auch alle anderen in Deinem Umfeld – von Freunden bis zum Postboten und der Krankenschwester - alle.

Deine erste Erkenntnis aus diesem Gedankenexperiment wäre wahrscheinlich, dass Du für alltägliche Dinge wie den Schulweg (mit dem Bus 10 Minuten) oder die Fahrt zum nächsten Supermarkt (via Auto 5 Minuten) plötzlich viel mehr Zeit benötigst. Um morgens pünktlich zur Schule zu kommen, musst Du nun eine Stunde früher aufstehen, da die vier Kilometer Weg ca. eine dreiviertel Stunde Fußmarsch bedeuten. Die Besorgungen für die am Abend geplante Party fressen die ohnehin schon durch den Schulrückweg knappere Freizeit komplett auf. Auch wenn der nächste Supermarkt nur 2,5 Kilometer entfernt ist, merkst Du schnell, dass einmal hin und zurück nicht ausreicht. Denn mehr als ein Kasten Cola schaffst Du nicht zu tragen. Für die anderen Lebensmittel musst Du mindestens ein weiteres Mal den Weg zurücklegen. Da sind zwei Stunden Zeit und viel Kraft schnell erschöpft bzw. aufgebraucht.

Bereits nach einem Tag des ständigen Gehens wünscht man sich sicherlich die gewohnten Transportmittel zurück. Ein Wunsch der in westlichen Ländern jederzeit erfüllt wird – nicht aber in Entwicklungsländern. In Afrika zum Beispiel steht Millionen der ärmsten Menschen der Welt kein Transportmittel zur Verfügung. Jeder Weg durch die weitläufigen Städte und Siedlungen wird zu Fuß bewältigt. Jeglicher Zugang zu Arbeitsplätzen, Bildung oder medizinischer Hilfe ist durch die kaum zu Fuß zu bewältigenden Entfernungen massiv erschwert. Bereits die Beschaffung von Nahrung und frischem Wasser bindet so viele zeitliche und personelle Ressourcen, dass sie in einem Armutskreislauf münden, aus dem es nur schwer einen Ausweg gibt.

Aber es gibt Hoffnung. Es gibt etwas, was wir dagegen tun können.

 

Fahrräder als Transportmittel am Beispiel Namibia

tl_files/ffa/images/artikel/Fotos von Inhaltsseiten/okathitu shebeen telefonzelle.jpgDie begrenzte Straßeninfrastruktur macht den motorisierten Transport in vielen Gegenden Namibias kompliziert bis unmöglich. Darüber hinaus sind Fahrzeuge für die meisten Haushalte nicht finanzierbar. Eine Erhebung zu Haushaltseinkommen in Namibia von 2004 zeigt, dass 60 % der Bevölkerung in den ländlichen Regionen absolut keinen Zugang zu motorisierten Transportmitteln haben1.

Dagegen belegen Studien2, dass Fahrräder in Entwicklungsländern sehr gut zur Überwindung kurzer Strecken geeignet sind. Ein Fahrrad vereint dabei viele Vorteile in sich. Die Betriebskosten eines Fahrrades sind im Vergleich zu allen anderen verfügbaren Beförderungsarten im Afrika südlich der Sahara am geringsten. Auf nicht asphaltierten Wegen kann ein Fahrrad viermal mehr transportieren als ein Fußgänger und fährt doppelt so weit und schnell. Ein Fahrrad eignet sich daher sehr gut, um die widrigen Infrastrukturprobleme und den Mangel an motorisierten Transportmitteln zu kompensieren.

Zudem können alle Aktivitäten, die in Verbindung mit dem Fahrrad stehen, dazu genutzt werden, nachhaltige Möglichkeiten zur Einkommensgenerierung zu entwickeln.

 

1 Namibia household income & expenditure survey 2003/2004, Preliminary Report
Hrsg.: Central Bureau of Statistics, National Planning Commission, Republic of Namibia, März 2006

2 Impact of transport on access to health services for PLWHA in Namibia
Hrsg. BEN Namibia, Yelula/U-khâi, LAC, ICW-Namibia, August 2008